Und die Party geht weiter ...

Es hat sich einiges getan seit meinem großen Dezemberurlaub. Um einen kurzen Überblick zu geben, möchte ich hier ein paar Stichworte nennen:

Neun neue Mädels im Haus Eben, jetzt sind alle Betten besetzt - das erste Mal Youth Club zum Valentinstag, kleine Party mit großem Erfolg - neue Studytimekinder, fünf rotzfreche Drittklässler - Zwischenseminar der Freiwilligen, die ersten sechs Monate sind tatsächlich schon vorbei. 

Ihr seht, ich habe einiges um die Ohren. Das würde auch meine dezente Vernachlässigung meines Blogs erklären :D

So, jetzt aber mal ganz von Anfang. Nach meinem großen, unvergesslichen, wunderschönen Urlaub begann alles ganz ruhig. Nachts durfte ich schwitzend im Bett zum Knattern meines Ventilators und Sirren vieler stichwütiger Mücken einschlafen. Wenn das Einschlafen unter diesen Umständen nicht so erfolgreich verlief, sauste ich noch ein oder zwei Stunden in meinem Zimmer herum, um wutentbrannt ein paar Mücken zu zerdrücken. Wenn auch hier der Erfolg ausblieb, versuchte ich es mit Mückenspray und Ohrstöpseln. Das war die Situation vor zwei Monaten. Inzwischen ist die große Hitzewelle überstanden, und seit einer guten Woche sieht man nur traurigen gleichmäßigen Regen, wenn man aus dem Fenster schaut, so dass man sich direkt heimisch fühlt. Deutsches Wetter in Südafrika.

Das Chaos kam schleichend. Nach und nach trudelten meine Mädels aus den Ferien ein, und ich sprang ihnen freudig entgegen. Ich hatte sie wirklich sehr vermisst und mit ein paar von ihnen auch während meinem Urlaub Kontakt gehalten. Auch die neun neuen Mädchen, die von den jüngeren Häusern nun in das "senior Haus" versetzt wurden, zogen nun bei uns ein. Sie sind eigentlich alle lieb und man merkt ihnen definitv den Altersunterschied an, aber die neuen Regeln im Haus müssen sie erst noch lernen. Man macht hier nämlich selbst die Wäsche, putzt und bügelt. Zeit zum erwachsen werden, kleine Damen! Ich war sehr überrascht, als die Frage kam: "Miss Leni, what can we play today?" PLAY? Hilfe, ich muss mir jetzt tatsächlich ab und zu auch mal ein Spiel ausdenken. Das war ich gar nicht mehr gewohnt, denn meine "alten Mädels" gaben sich meistens mit Nägel lackieren, Fotos knipsen, tratschen, backen oder gemeinsamen Filme anschauen zufrieden. Aber es macht mir auch sehr viel Spaß, die kleinen ein bisschen zu bemuttern :)

Ich glaube, ich habe den Valentinstag noch nie so sehr geehrt wie hier, in Südafrika. Morgens weckte ich die Mädels mit kleinen Liebesbotschaften und abends durften sie auch ihre "Boyfriends" zur Youth Club Party in der Hall einladen. Es wurde auch ein Mr Valentine/ eine Mrs Valentine des Abends von allen Gästen gewählt. Mr Valentine wurde der charmante Bokang und Mrs Valentine wurde (wie könnte es auch anders sein? :D) ein Mädchen aus meinem Haus - Annah.

Es wurde viel getanzt, Unmengen an Süßigkeiten und Cool Drinks vertilgt und natürlich genossen die vielen Pärchen ihre Zweisamkeit, sodass wir Freiwilligen sehr beschäftigt damit waren, die guten im Auge zu behalten ... nicht dass noch ein Pärchen plötzlich verschwindet und neun Monate später das Kinderheim von einem Neugeborenen besucht werden muss...

Ich hoffe ihr seht auf den Bildern, dass wir viel Spaß hatten.

Auch wenn meine kleinen Racker mich während meiner Studytime ganz schön auf Trab halten, da sie sich kaum konzentrieren können und sich kaum meinen wunderschönen Arbeitsblättern widmen wollen ("no Miss Leni, nooo..."), habe ich sie trotzdem sehr gerne. Obwohl die sechs Kinder alle in der dritten Klasse sind, ist ihr Niveau total verschieden. Während ich Zoke und Tumelo das Alphabet beibringe, frage ich Mogomotsi Rechenaufgaben bis 1000 ab. Thando und Thabiso müssen das Malrechnen lernen, Thando kann flüssig lesen, Thabiso kaum. Wenn eine Aufgabe nicht verstanden wird und Miss Leni ihre Aufmerksamkeit nicht sofort der Aufgabe widmen kann, setzt man sich bockig unter den Tisch oder heult lautstark, um das Chaos der Studytime noch etwas zu dramatisieren. Leider kann Miss Leni sich aber nicht in sechs Stücke schneiden und sich allen Kindern gleichzeitig widmen. Und wenn die Kinder unbeschäftigt sind, vertreiben sie sich die Zeit nicht etwa mit selbständigem Lesen oder Malen - nein, am liebsten wird der Nebensitzer verprügelt. Auch wenn ich den ein oder anderen Tag etwa abgehetzt die Studytime verlasse ... wenn ich am nächsten Tag mit einem vielfachen "Miss Leeeeni!" begrüßt werde und die Kinder mich fast umwerfen, weil sie mich so stürmisch umarmen und an mir hochhüpfen ... dann ist der ganze Stress sofort vergessen :)

Sooo, das war ein kurzer Einblick in die "Party" hier am Kinderheim. Nach wie vor ist jeder Tag aufregend, voller Ereignisse, chaotisch, laut, mit viel Freude und Lachen gefüllt. Und die Zeit verfliegt so schnell! In zwei Wochen stehen schon wieder Ferien an und danach ... bleiben mir nur noch vier Monate in diesem wunderschönen Land. Liebste Grüße nach Hause!